Brennpunkt Lehrpersonenmangel

Das Problem bleibt akut

Karikatur zum Lehrpersonenmangel von Bildung Thurgau
Karikatur Bildung Thurgau

Auch im Schuljahr 2022/23 stand wieder vor jeder Klasse eine Person. Doch nicht immer hatte diese eine adäquate Ausbildung. In dutzenden Fällen mussten die Schulleitungen zu Notlösungen greifen. Sei es, dass pensionierte Lehrpersonen für ein weiters Jahr motiviert werden konnten, sei es, dass Studierende neben ihrem Studium bereits unterrichteten.

Leider mussten Schulen auch zu sehr problematischen Lösungen greifen: Vereinzelt fanden Lektionen, insbesondere im Bereich der besonderen Förderung, beispielsweise der Logopädie, einfach nicht statt. Häufiger kam es vor, dass der Unterricht zwar stattfand, die unterrichtende Person aber keine pädagogische Ausbildung hatte.

Für die ausgebildeten Lehrpersonen im Schulsystem bedeutete dies oftmals viel Mehrarbeit. Neben dem eigenen Unterricht mussten auch noch Coachings für teilqualifizierte Lehrpersonen übernommen werden.

Wenn Heilpädagoginnen fehlten, so fehlte natürlich auch eine wesentliche Unterstützung und Gelingensbedingung für den integrativen Unterricht. Schliesslich waren aber nicht nur die Lehrpersonen die Leidtragenden, sondern auch die Kinder selbst, die auf eine qualifizierte besondere Förderung verzichten mussten.

Immerhin: Auf Drängen des alv beschloss das Departement BKS, dass Lehrpersonen, die Coachings übernehmen, dafür eine Entschädigung erhielten. Ferner stellten wir fest, dass seit dem neuen Lohnsystem insbesondere jüngere Lehrpersonen aus finanziellen Gründen fast nicht mehr kündigen und in einen anderen Kanton wechseln.

Task Force “Lehrpersonenmangel"

Jedoch, ist vor allem kurzfristig nicht mit einer Besserung der Situation zu rechnen. Zu lange wurde das Problem negiert. Im Rahmen der Task Force „Lehrpersonenmangel“, welche vom Departement BKS ins Leben gerufen wurde, und den Auftrag hat, Vorschläge auszuarbeiten, die rasch Wirkung erzielen können, hat der alv ebenfalls mitgearbeitet und Vorschläge gemacht. Die Task Force tagte im vergangenen Jahr monatlich. Der alv wird von alv-Präsidentin Kathrin Scholl und alv-Geschäftsführer Daniel Hotz vertreten.

Wichtige Themen waren dabei neben den erwähnten Vergütungen für coachende Lehrpersonen ein neuer Instagram-Kanal. Dieser soll dazu beitragen, das Image der Volksschule zu verbessern und einer breiten Bevölkerung zeigen,

was die Volksschule heute ist und macht und wie vielseitig und -schichtig deren Aufgaben sind. Der alv hat sich ebenfalls am Projekt beteiligt und steuert Kürzestfilme, sogenannte Reels, bei. Diese bestehen aus jeweils zwei Bildern, von Illustrator Julien Gründisch gezeichnet, die die Bedeutung und Wirkung einer guten Schule und eines guten Unterrichts bildnerisch umsetzen.

Enttäuscht war der alv, dass weder das Departement BKS noch die Rektoren der Aargauer Gymnasien bereit waren, für die diversen Studiengängen im Bereich Lehrpersonen (Primar, Logopädie, Heilpädagogik, etc.) an den Gymnasien zusätzlich die Werbetrommel zu rühren. Hier wurde eine einfache und günstige Gelegenheit verpasst.

Höhere Pensen dank Entlastung

Längerfristig soll eine ebenfalls vom Departement BKS geleitete Gruppe „MAGIS“ Ideen entwickeln, um den Lehrpersonenmangel zu entschärfen. Die Arbeitsgruppe tagte zwei Mal, der alv wird auch hier von Kathrin Scholl und Daniel Hotz vertreten. Diskutiert wurde unter anderem, wie es erreicht werden könnte, dass Lehrpersonen wieder in höheren Pensen unterrichten. Der alv sieht eine Lösung in Form von zusätzlichen Entlastungen insbesondere für Klassenlehrpersonen oder auf der Sekundarstufe I auch für Fachlehrpersonen. Weiter muss die Vereinbarkeit von Familie und Beruf dringend verbessert werden. Der alv weiss, dass wirkungsvolle Massnahmen nicht gratis zu haben sein werden.

Generell begrüsst der alv die diversen Aktivitäten des Departements BKS gegen den Lehrpersonenmangel, allerdings wünscht er sich noch deutlich mehr Handfestes und mehr Tempo in der Umsetzung.