Teilqualifizierte Lehrpersonen

Die Position des alv

Die 39-jährige Melanie ist motiviert, denn sie wird im Sommer zum ersten Mal eine eigene Klasse in einer Primarschule führen – nicht selbstverständlich, da Melanie eigentlich ausgebildete Kauffrau ist. Dazu war sie erfolgreiche Pfadi-Führerin und hat selbst zwei Kinder im Teenager-Alter.

Die ersten Wochen im neuen Beruf erweisen sich als anstrengend und herausfordernd. Doch weil Melanie in ihrer Euphorie täglich bis spät abends vorbereitet, die Klasse sehr angenehm ist, sie von einer ausgebildeten und erfahrenen Lehrerin gecoacht wird, und die Schulleitung ebenfalls stark entlastend wirkt, geht alles gut. Kinder und Eltern sind zufrieden und auch die Heilpädagogin arbeitet gut und gerne mit Melanie zusammen.

Ausbildung bleibt zentral

Sie erfährt, dass viele ihrer Kolleginnen und Kollegen Mitglied im alv sind. Der Organisationsgrad ist hoch und entsprechend schlagkräftig der Verband. Melanie überlegt sich eine Mitgliedschaft, informiert sich im Internet, abonniert den Newsletter und liest im Lehrerzimmer das Schulblatt AG/SO. Doch sie ist unsicher, ob sie überhaupt erwünscht ist? Denn immer wieder liest sie, dass der alv sich als der Verband der ausgebildeten Lehrpersonen versteht und dies auch als elementar betrachtet, um die Qualität im Bildungswesen langfristig zu halten und zu verbessern.

Der alv ist sich bewusst, dass viele Schulen ohne teilqualifizierte Lehrpersonen aktuell nicht funktionieren würden. Er hat ferner keinen Zweifel, dass viele dieser teilqualifizierten Lehrpersonen hochmotiviert sind und Qualifikationen in den Beruf bringen, die durchaus bereichernd sein können.

Dies ändert nichts an der Tatsache, dass eine solide, hochstehende Ausbildung auch im Lehrberuf eine zentrale Voraussetzung ist, damit die Qualität im Bildungswesen langfristig gehalten werden kann. Zwar sieht man Mängel im Bildungswesen im Gegensatz beispielsweise zur Fliegerei nicht sofort, sondern oft erst Jahre später. Aber sie wirken nach.

Die Volksschule ist eine wichtige Klammer und Voraussetzung für eine solidarische Gesellschaft und eine innovative Wirtschaft. Platz für Experimente –  mit sicher negativem Ausgang – gibt es nicht. Wir stellen weiter fest, dass teilqualifizierte Lehrpersonen typischerweise von einer ausgebildeten Lehrperson gecoacht werden müssen. Dies bindet Ressourcen und ist ineffizient.

Ausbildung muss möglich sein

Der alv vertritt deshalb die Meinung, dass teilqualifizierte Lehrpersonen neben ihrer Berufstätigkeit die Möglichkeit haben müssen, die Ausbildung parallel und finanziell tragbar absolvieren zu können.

Und der Verband ist ferner der Ansicht, dass der Kanton die teils sehr unterschiedlichen Teilqualifikationen auch finanziell unterschiedlich handhaben soll. Aktuell sieht das Gesetz einen Lohnabzug von 5 Prozent vor. Der alv möchte mehr zulassen, wobei der Abzug geringer ausfallen sollte, wenn eine teilqualifizierte Lehrperson die Ausbildung beginnt oder sich dem Abschluss nähert. Mit dem eingesparten Geld könnten beispielsweise Coachings und Weiterbildungen finanziert werden. Diese Meinung vertritt der alv nicht nur bezüglich der teilqualifizierten Lehrpersonen, sondern auch bei teilqualifizierten Spezialisten wie in der Heilpädagogik oder Logopädie.

Teilqualifizierte Lehrpersonen, die sich mit diesen Positionen und Zielsetzungen des alv identifizieren können, sind als Mitglieder sehr willkommen. Wir sind überzeugt, dass mit der Möglichkeit zur einschlägigen Aus- bzw. Weiterbildung auch teilqualifizierte Lehrpersonen und letztlich alle, die Gesellschaft, die Wirtschaft und vor allem die Kinder profitieren würden.