Brennpunkt Entlastung und Gesundheit von Lehrpersonen

Zwar ist Corona im vergangenen Jahr aus den Schlagzeilen und weitgehend aus den Schulhäusern verschwunden, doch das Thema Gesundheit blieb für den alv ein zentraler Brennpunkt.

Es galt, das Positionspapier Gesundheit, welches im Vorjahr von der verbandsinternen Arbeitsgruppe „Gesundheit“ entwickelt und vom Verbandsrat verabschiedet wurde, umzusetzen. Die Geschäftsleitung nahm das Thema in sein Jahresprogramm auf und brachte es gegenüber den Gemeindeammännern und dem Kanton zur Sprache.

alv neu im Forum Betriebliches Gesundheitsmanagement

Ausserdem wurde der alv Mitglied des Forums Betriebliches Gesundheitsmanagement Aargau. Dieser Verein setzt sich zum Ziel, das Gesundheitsbewusstsein der Unternehmensspitzen zu fördern. Ist dieses da, steigt nachweisbar die Zufriedenheit am Arbeitsplatz und Fehlzeiten reduzieren sich – die Produktivität nimmt zu.

Im schulischen Bereich ist diese Erkenntnis leider noch nicht bei allen Schulleitungen und Gemeinderatsmitgliedern angekommen.

Immerhin: Die Gemeindeammännervereinigung GAV und der Verband der Schulleitenden Kanton Aargau VSLAG haben auf die Idee des alv, an den Schulen eine oder einen Gesundheitsbeauftragten auszubilden und einzusetzen, positiv reagiert. Es wird aber auch im kommenden Jahr weitere Überzeugungsarbeit brauchen.

Dr. Sven Goebel referiert am Schulhausvertretungentreffen über Gesundheitsmanagement an Schulen

Um die Idee des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in den Schulhäusern weiter zu verbreiten, lud der alv Dr. Sven Goebel, Leiter Entwicklung BGM bei Gesundheitsförderung Schweiz, ans Schulhausvertretungen-Treffen ein. Der Vortrag zum Thema Gesundheitsmanagement an Schulen war aufschlussreich und führte zu angeregten Diskussionen unter den Teilnehmenden.

Am Online-Treffen für die Schulhausvertretungen doppelte der alv nach. Lucy Waersegers vom Forum BGM Aargau hielt ein Inputreferat zum Thema „Schulen auf dem Weg zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement“. Dabei zeigte Lucy Waersegers mögliche Wege auf, wie an den Schulen ein Betriebliches Gesundheitsmanagement installiert werden kann.

Eine zweite Schlüsselrolle für eine “gesunde Schule” spielen die Schulleitungen. Der alv hat im vergangenen Jahr mehrfach und beim Kanton wie bei der Pädagogischen Hochschule eine Verbesserung der Schulleitungsausbildung gefordert.

Ein erster Erfolg konnte verbucht werden: Es ist für Interessierte neuerdings möglich, die Schulleitungsausbildung zu absolvieren, bevor sie eine Schulleitungsfunktion übernehmen.

Schulleitungen sind zentral für das Wohlbefinden der Lehrpersonen

In seiner Beratungstätigkeit erlebt der alv regelmässig, dass eine empathische und erfolgreiche Schulleitung die Lehrpersonen wesentlich unterstützen und entlasten kann. Eine überforderte, ungenügende Schulleitung führt hingegen rasch ins Chaos. Die Unzufriedenheit steigt, erfahrene Lehrpersonen kündigen oder werden gar krank.

Um Lehrpersonen, die sich in einer gesundheitlichen Krise befinden, eine erste Anlaufstelle zu bieten, hat der alv auch im vergangenen Jahr die Linkliste auf seiner Website zum Thema Gesundheit weiter ausgebaut. Ebenfalls intensivierte der Verband im Nachgang zu Corona den Kontakt zum ask! wieder. Es fand ein Treffen statt, bei welchem über rechtliche und psychologische Fragen im Schulumfeld diskutiert wurde.

Da aufgrund von Lehrpersonenmangel und heterogenen Klassen viele Lehrpersonen ohnehin schon gestresst sind, hat der alv im vergangenen Jahr mehrfach gefordert, dass wenigstens die Stellvertretung (bei Krankheitsfall einer Lehrperson) ab dem ersten Tag bezahlt werden solle. Leider hat das Departement BKS in diesem Bereich bisher nur kleine Verbesserungen bewilligt. Der alv wird hier auf jeden Fall dranbleiben und wird in dieser Frage auch vom VSLAG unterstützt.

Eltern können eine grosse Belastung darstellen

Das Thema Gesundheit kam auch im Rahmen des Treffens der alv-Geschäftsführung mit der parlamentarischen Bildungsgruppe zur Sprache. Zwei Mal im Jahr trifft sich die alv-Spitze mit jeweils zwei Vertretungen pro politischer Fraktion des Grossen Rats, um aktuelle bildungspolitische Themen zu diskutieren. Das Frühlingstreffen stand im Zeichen der LCH-Gewaltstudie und den daraus resultierenden Fragen für die Schule und die Lehrpersonen. Die Gewaltstudie zeigte, dass belastende Situationen für Lehrpersonen krank machend sind und bis zur Berufsaufgabe führen können. Berufsaufgabe erfolgt vor allem, wenn es sich um psychische Gewalt von Seiten der Schulleitung oder des Kollegiums handelt. Besonders bemerkenswert an der Studie ist, dass Gewalt meist von  Eltern ausgeht.