Schule darf nicht krank machen!

«Es geht mir gu….» – mit diesem sarkastischen Plakat machte der alv letzten Herbst auf die prekäre gesundheitliche Situation vieler Lehrpersonen aufmerksam und erklärte das Thema Gesundheit zum Schwerpunktthema im kommenden Jahr, wobei schon damals abzusehen war, dass sich das Problem innert Jahresfrist nicht würde lösen lassen.

Insbesondere Burnouts sind unter Lehrpersonen leider weitverbreitet. Viele Lehrpersonen reduzieren vorsorglich freiwillig ihr Pensum, nehmen dafür erhebliche Lohneinbussen in Kauf und werden seit einiger Zeit dafür sogar noch kritisiert.

In seinen personalpolitischen Forderungen verlangt der alv, dass es möglich sein muss, ein 100-Prozent-Pensum zu prästieren, ohne krank zu werden. Insbesondere das Klassenlehramt belastet viele Lehrpersonen stark. Im Zuge der Arcus-Lohnsystemreform wurde dies in Form einer höheren Entlöhnung berücksichtigt. Doch mehr Geld ist zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung, um das Problem zu lösen. Die Entlastung der Klassenlehrfunktion  wird in der Volksschule aktuell mit einer Lektion oder 60 Stunden abgegolten. In einer anspruchsvollen, heterogenen Klasse mit noch anspruchsvolleren Eltern reicht dies bei weitem nicht. Das Plakat wurde an der alv-Delegiertenversammlung 2021 vorgestellt. In der anschliessenden Diskussion war die zweite Entlastungslektion ein mehrfach genanntes Anliegen. Der alv fordert deshalb mit Nachdruck eine zweite Entlastungslektion für Klassenlehrpersonen.

Dies ist aber nicht der einzige Grund, warum Lehrpersonen ausbrennen, krank werden oder rasch den Beruf wieder aufgeben. Der alv setzte im Sommer 2021 eine alv-Gesundheitskommission ein. Diese tagte in der Folge fünf Mal und machte im Herbst eine gross angelegte Umfrage unter den Lehrpersonen zum Thema Gesundheit. Fast 900 Lehrpersonen antworteten. Die hohe Rücklaufquote zeigte schon, dass das Thema für Lehrpersonen zentral ist. Basierend auf den Resultaten wurde ein alv-Positionspapier verfasst, welches im Frühling 2022 vom Verbandsrat verabschiedet wurde.

In der Umfrage zeigte sich, dass insbesondere auch die Schulleitungen eine zentrale Rolle haben im Zusammenhang mit der Gesundheit der Lehrpersonen. So wird vielerorts die Jahresarbeitszeit im Berufsfeld 2 immer noch nicht geplant. Somit haben Lehrpersonen und die Schulleitung keinen Überblick über die geleistete Arbeit. Nicht immer geschehen Führungsfehler von Schulleitungen absichtlich. Oft ist es auch Unwissenheit. Eine Verbesserung der Ausbildung für Schulleitungen ist dringend und wird vom alv seit langem gefordert.

Zusätzlich möchte der alv das Gesundheitsmanagement an Schulen verbessern und professionalisieren. Die Gemeinden als Arbeitgebende der Lehrpersonen sind gefordert, hier aktiv zu werden. Im Rahmen der neuen Führungsstrukturen initiierte der alv regelmässige Treffen mit Vertretungen der Gemeindeammänner, an denen er seine Vorschläge zu einem besseren Gesundheitsmanagement deponierte.

Schliesslich belastete Corona die Lehrpersonen nicht nur organisatorisch, sondern oft auch ganz direkt, indem Lehrpersonen selbst an Corona erkrankten. Der alv unterstützte deshalb das repetitive Testen an Schulen und die Maskentragpflicht. Weiter deponierte der alv die Forderungen nach Luftreiniger in Klassenzimmern. Luftreiniger sind nicht nur ein Beitrag an die Gesundheit der Lehrpersonen und der Kinder, sondern wirken unabhängig von Coronaviren nachweislich lernförderlich. Insbesondere an stark befahrenen Strassen kann beispielsweise während einer Prüfung nicht gelüftet werden. Gerade dann ist es aber wichtig, dass die Raumluft frisch ist und sich nicht negativ auf die Konzentrationsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen auswirkt.

Parallel zu diesen Aktivitäten richtete der alv auf seiner Website eine Linksammlung «Soforthilfe» ein. Hier finden Lehrpersonen mit gesundheitlichen Problemen Kontaktdaten für rasche, unbürokratische Hilfe.

Auch wenn es im neuen Jahr nicht mehr Schwerpunktthema ist – das Thema Gesundheit wird weiterhin zentral bleiben.

Das Ziel ist klar: Lehrpersonen sollen bis zur Pensionierung gesund ein Vollpensum unterrichten können. Leider stimmen die Rahmenbedingungen dazu oft noch zu wenig. Es braucht dringend Unterstützung und Entlastung, damit der Beruf wieder an Attraktivität gewinnt.