Viren und Krieg forderten die Schulen und Lehrpersonen

Das Quartal zwischen den Herbstferien und Weihnachten ist jedes Jahr ein anstrengendes Quartal. Doch im Herbst 2021 war es noch ein bisschen anstrengender: Corona hatte die Schweiz im Griff. Zwar waren viele Menschen geimpft, was milde Verläufe begünstigte, doch durften sich Kinder nicht impfen lassen und so schossen die Fallzahlen in die Höhe. Einzel- und gar Klassenquarantänen mussten ausgesprochen werden. Es gab Klassen, die über Wochen hinweg nicht vollzählig waren. Für die Lehrpersonen bedeutete dies massive Mehrarbeit. Sei es, dass abwesende Kinder in irgendeiner Weise beschult werden mussten, sei es, dass kurzfristig Stellvertretungen für abwesende Lehrpersonen übernommen werden mussten.

Auf der Sekundarstufe II verlief die Pandemie ruhiger. Die hohe Impfquote sowohl unter Lehrpersonen als auch unter den jungen Erwachsenen, aber auch die 1:1-Ausstattung der Lernenden mit Notebooks und der Möglichkeit zum Fernunterricht trugen zur Entspannung bei. Kaum eine Lehrperson, welche in dieser Phase nicht regelmässig Lernende nicht nur im Zimmer, sondern auch zuhause am Bildschirm begrüsste.

Doch an der Volksschule drohte zusehends der Kollaps. Und so forderte alv-Präsidentin Kathrin Scholl im Rahmen einer alv-BKS-Aussprache Anfang Dezember das Bildungsdepartement auf, die Notbremse zu ziehen: Die Kinder sollten eine Woche vor Schulschluss, also am 17. statt am 23. Dezember, in die Weihnachtsferien entlassen werden. Die Lehrpersonen sollten die letzte Woche nutzen für Weiterbildungen, Projekte, welche unter der Last des Quartals liegen gelassen werden mussten oder auch als Betreuungsangebot für Kinder, deren Eltern in der letzten Woche vor den Ferien arbeiten müssen.

Die Faktenlage war eindeutig und so entschied das BKS nach Rücksprache mit dem Verband der Aargauer Schulleitenden, den alv-Vorschlag der vorzeitigen Ferien umzusetzen.

Die Massnahme stiess auf grosses Echo. Dieses war grösstenteils positiv und das Kalenderjahr konnte im Guten abgeschlossen werden. Doch damit war Corona nicht vorbei. Da die Omikron-Variante immer mehr Ansteckungen, allerdings mit meist milden Verläufen, bewirkte, beschloss der Regierungsrat im Januar die Maskenpflicht ab der 1. Klasse. Dies rief Massnahmengegnerinnen und -gegner auf den Plan, welche teilweise mit rüden Methoden und Briefen auf Lehrpersonen Druck ausüben wollten. Der alv publizierte auf seiner Website eine rechtliche Einschätzung zur Maskentragpflicht ab den ersten Klassen und korrigierte wesentliche Falschaussagen, die die Massnahmengegnerinnen und -gegner in ihren Briefen und im Internet verbreiteten. Die Einschätzung des alv wurde von den Medien aufgenommen und verbreitet.

Ebenfalls im Herbst 2021 organisierten sich Lehrpersonen, welche die Coronamassnahmen ablehnten. Um sich in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, versuchten diese Leute, den alv herauszufordern. Da die alv-Geschäftsleitung sich während der gesamten Corona-Zeit immer an den offiziellen Fakten orientierte und seinen Kurs von den alv-Organen regelmässig bestätigen liess, konnten diese Provokationen leicht zurückgewiesen werden.

Trotzdem: Je näher der Frühling kam, desto deutlicher war das Aufatmen in den Schulen zu hören. Es sah gut aus, dass im Frühling die Fallzahlen zurückgehen würden und zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder Normalität in die Schule einkehren würde. Doch es kam noch schlimmer.

Folgen des Ukrainekriegs für die Schulen

Was am 24. Februar 2022 in der Ukraine passierte, konnten viele von uns kaum glauben: Russland eröffnete unter absurden Vorwänden einen Krieg gegen sein Nachbarland. Es flüchteten so viele Menschen auf einmal, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Weil für die ukrainischen Männer allgemeine Wehrpflicht herrscht, flüchteten vor allem Mütter mit ihren Kindern. Bis Ende Schuljahr flüchteten auch in den Kanton Aargau mehrere tausend Kinder, welche eingeschult werden mussten.

Weil sich die mittäglichen «Corona-Calls» bewährt hatten, an dem der alv regelmässig teilgenommen hatte, wurden diese wieder aufgenommen und es fanden fortan mittägliche «Ukraine-Calls», in welchen Themen zu Flüchtlingen und Schulen diskutiert wurden, statt. Neben dem alv sind die Schulleitungen, die Gemeindeammänner und das BKS in den Calls vertreten. Die Situation blieb dabei bis zum Schuljahresende unübersichtlich.

Geholfen hat in dieser heiklen Situation, dass viele Lehrpersonen und Gemeinden bereits langjährige Erfahrungen mit der Integration von Flüchtlingskindern in die Volksschule hatten. Ausserdem brachten die ukrainischen Kinder meist einen guten schulischen Hintergrund mit, sodass die Integration in die Klassen an den meisten Orten gut verlief. Schwieriger war es in Gemeinden, in denen sehr viele ukrainische Kinder eingeschult werden mussten. Dort mussten teilweise neue Lehrpersonen angestellt werden, was mit Blick auf den ohnehin massiven Lehrpersonenmangel eine grosse Herausforderung insbesondere für die Schulleitungen darstellte.